Spuren des Kolonialismus in Tansania

Wer nach Tansania reist, stößt an etlichen Orten auf Spuren des arabischen, englischen und deutschen Kolonialismus. In Bagamoyo haben deutsche Kolonisatoren eine regelrechte Kleinstadt hinterlassen mit Kirchen, „Boma“ (Verwaltungsgebäude), Zollhaus, Postamt und etlichen Privathäusern.¹ In Tanga treffen Reisende auf einen Uhrturm aus dem Jahr 1901 und an der ehemaligen Kaiserstraße auf das „Planters Hotel“ oder andere Kolonialbauten unter englischer Herrschaft. Auf der Insel Sansibar künden heute noch zahlreiche herrschaftliche Bauten von der gepflegten arabischen Kultur. Zugleich finden sich am ehemaligen Umschlagplatz des arabischen – später auch des indischen – Sklavenhandels frühere Gefängnisbauten, in denen Menschen aus der ganzen Region zusammengepfercht und misshandelt wurden, um sie als Sklaven in die arabischen Länder oder nach Indien zu verschiffen.²  

Jahrhundertelang spielten die Araber eine dominante Rolle in Sansibar und an der Ostküste Afrikas, indem sie Handel mit Sklaven und Rohstoffen (Gold, Edelsteine, Elfenbein) trieben. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts änderte sich die Situation fundamental, als sich der Deutsche Carl Peters 1885 nach Ostafrika aufmachte, um koloniale Ansprüche Deutschlands in der Region geltend zu machen. Mit einigen Mitstreitern und angeworbenen Askaris gelang es ihm binnen kurzem, dubiose „Schutz- und Freundschaftsverträge“ gegen den Sklavenhandel mit einer Reihe von lokalen Herrschern zu schließen, die jedoch immer auch Gebietsabtretungen beinhalteten.³ Bis 1890 hatte sich seine „Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft“ weite Gebiete vom heutigen Tansania, Ruanda und Burundi gesichert. Sie wurden unter der Bezeichnung „Deutsch-Ostafrika“  zum kolonialen Herrschaftsgebiet des Deutschen Reiches.

Vom Ende des 1. Weltkriegs bis zur nationalen Unabhängigkeit im Jahr 1961 herrschten die Briten über das Land. Da sie nicht weniger hartleibig mit den Untertanen umgingen, verschwand allmählich die Erinnerung an die deutsche Kolonialherrschaft und wird zum Teil heute sogar verklärt.

 

¹ Mehr dazu auf der Webseite des Freundeskreises Bagamoyo e. V im Kapitel „Bagamoyo - Geschichte“.

² Mehr zum Thema Sklavenhandel in Ostafrika in der Arbeit von Michael Mann, „Sklaverei und Sklavenhandel im Indik, 16. bis 20. Jahrhundert“, S. 20ff, Universität Leipzig sowie auf der Wikipedia-Seite „Ostafrikanischer Sklavenhandel“

³ Mehr über die Motivlage des deutschen Kolonialismus und die sogenannten Schutz- und Freundschaftsverträge in den Auszügen des Buchs von Carl Peters, "Wie Deutsch-Ostafrika entstand"