Friseurreklame in Ostafrika

Im Sommer 1977 reiste ich zum ersten Mal nach Kenia und schlenderte gleich zu Beginn durch die Altstadt Nairobis. Allüberall überraschten mich große Wandmalereien - amüsante und ideenreiche Werbung für Metzger und Handwerker und besonders die Reklamebilder für Friseure. Je bizarrer ein Haarkünstler oder eine Haarkünstlerin einen Frauenkopf gestaltete, desto mehr Anerkennung fanden sie bei den weiblichen Kunden. Bis zu vier oder mehr Stunden dauerte eine solche Schöpfung. Vielfach im Freien konnte man dabei zusehen, wie aus dem vollen Haar einzelne Strähnen zu Zöpfen und schließlich zu regelrechten Haarkronen gebildet wurden. Je phantasievoller eine Kreation war, desto mehr Anerkennung erhielt die Schöpferin bzw. der Schöpfer. Wenn eine Frisur saß, konnte die Trägerin sicher sein, alle Blicke auf sich zu ziehen. Vorbild für die neuen Haargebilde waren vielfach traditionelle Haartrachten. Nicht selten waren auch Wandmaler wie D.B.C. Ringo an der Kreation ausgefallener Frisuren für die Weiblichkeit beteiligt.

Wer allerdings "modern" sein wollte, legte sich eine Frisur nach westlichem Vorbild zu. Auch hier hatten die Haarstylisten vielfache Antworten. Für Frauen boten sie zeitgemäße Dauerwellen an und vor allem geglättete Haartrachten, die mit oft aggressiven Chemikalien ihre Form behalten sollten. Für Männer gab es in den 80-er Jahren eine Cut-Frisur mit Elvis-Tolle oder einen Facon-Schnitt, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Darüber hinaus wurden auch unterschiedlichste Bartschnitte angefertigt - Koteletten oder ein Bart nach Vorbild von Politikern wie dem ehemaligen kenianischen Präsidenten Kenyatta, dem oppositionellen Herausforderer Oginga Odinga oder dem hoch geschätzten ehemaligen kongolesischen Präsidenten Patrice Lumumba - stets mit traditionellem, haarscharfen Rasiermesser und Schere gemeistert. Dazu gab es kostenlos eine Ladung Parfüm, die den ganzen Tag Wohlgeruch für den feinen Herrn garantierte.