Lemon Moses

Wie viele andere Bildhauer der ersten Stunde in Tengenenge arbeitete auch Lemon Moses zunächst in einem anderen Beruf, nämlich als Imker. Tom Blomefield, der Gründer des Bildhauerdorfes, sah ihn eines Tages und schuf ein Porträt von ihm. Darauf begann Lemon selbst mit einer Skulptur, einem "Schwörer", der auf dem Kopf einen zylindrischen Zapfen trug. Er besaß keine Ohren, nur zwei Augen und eine verschobene Nase, die wie eine Rasierklinge aussah. Tom konnte es nicht glauben und fragte ihn: "Wie kannst du einen Menschen wie diesen machen?". Darauf antwortete Lemon: "Das kommt aus Westafrika, wo ich ursprünglich zu Hause war. In unserer Tradition hatten wir Tanzmasken, riesige Tiere, Fetische, Initiationsfiguren und Initiationsmasken. An sie erinnere ich mich mit meinen Figuren."

 

Als ich 1991 Tengenenge besuchte, saß der inwischen alt gewordene Lemon Moses noch immer täglich an seinem Arbeitsplatz vor seiner Hütte und schuf neue Skulpturen. Sie hoben sich durch ihre Formstrenge und Kraft von vielen anderen Werken im Bildhauerdorf ab. Ein Kopf wie "He talks too much" oder der "Worker" wirkten auf mich regelrecht befremdlich. Ihre statuarische Haltung hatte etwas Bedrohliches, Abweisendes. Welcher Geist steckt hinter solchen Einfällen? Lemon Moses, ein in sich ruhender, freundlicher Mann erschloss dem Stein Schöpfungen, die mich vielfach irritierten. Inzwischen schätze ich diese Skulpturen als Werke, denen einen besonderer Stellenwert im Kanon der Steinbildhauerei Simbabwes zuerkannt werden sollte. Zu Unrecht ist ihr Erfinder, der mittlerweile verstorbene Künstler, heute beinahe vergessen.