Sanwell Chirume

"Sanwell glaubt, dass die Welt nicht durch einen Plan geschaffen wurde, sondern durch Zufall. Er ist voller Überraschungen und ohne Logik. Er verwandelt die Welt um sich herum in ein Ereignis, das nicht erklärt werden kann, eine Welt des Erstaunens, in der Münder zum Riechen und Essen verwendet werden." Was Celia Winter-Irving, die renommierte Forscherin der Bildhauerkunst Simbabwes in ihrem Buch "Stone Sculpture in Zimbabwe" über Sanwell Chirume schreibt, charakterisiert einen Künstler, der seit etlichen Jahren im Bildhauerdorf Tengenenge tätig ist. Er sagt von sich selber: "Mein Kopf war zu hart fürs Lernen. Er wird nur weich, wenn ich Kunst mache. Ich will keine quadratische Fläche sein. Meine Kunst kommt aus mir selbst, meinem Körper, meinem Kopf und meiner Kraft." Chirume macht in seinen Werken die Beziehung zwischen Tier und Mensch, zwischen Ahnen und der Welt der Geistwesen und dem Menschen sichtbar. Die Verwandlung von einem Menschen zu einem Tier ist eine spirituelle Vorstellung der Wirklichkeit. Chirume: "Du kannst sagen: wenn mein Vater stirbt, kommt sein Kopf zurück und geht in meinen Kopf. Wenn der Verstorbene zurückkommt, nennen wir ihn 'Nzimu' = 'Spirit' (Geist). Eine Person, die schon tot ist,... kommt dann zurück zur Familie und geht in eine der lebenden Personen ein." * Zwischen den Ahnen und den Lebenden gibt es deshalb bei den Shonas keine absolute Trennung wie in der westlichen Welt. Die Verbindungen mit der Vergangenheit werden immer wieder aufgenommen und erneuert. Die Aufhebung dieser Trennungen thematisiert der Künstler in vielen seiner Skulpturen wie z. B. "Blind Man Changing to Animal" oder "Leopard fighting with a man".

 

* Interview: Michael Drechsler - Sanwell Chirume, Dezember 1991

Während meiner Reisen nach Simbabwe besuchte ich jedes Mal auch Sanwell Chirume. Obgleich seine Skulpturen nicht gerade eingängig sind oder als ausgewogen bzw. "schön" bezeichnet werden können, vertritt er kompromisslos seine ästhetische Haltung. Sein zentrales Thema, das Verhältnis der Menschen zur Natur, und sein expressiver Stil haben bis heute nicht an Eindringlichkeit eingebüßt. 1941 in Guruve geboren, gehört er zum Stamm der Rozvi des Shumba muvhimi Totems. Das Wissen und die Erfahrungen mit der spirituellen Welt seiner Herkunft lassen ihn Gestalten und Formen erschaffen, die "chaotisch, turbulent" oder wie "unlogische Streifzüge des Deliriums" (Winter-Irving) erscheinen.

Mehr über den Bildhauer erfahren sie in meinem Interview, das ich im Dezember 1991 mit Sanwell Chirume in Tengenenge gemacht habe.